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Das Bedürfnis nach Sicherheit bei Zwangsstörungen

Es gibt viele verschiedene Arten von Zwangsstörungen, von der Angst vor Verschmutzung über die Sorge, den Herd angelassen zu haben, bis hin zu aufdringlichen Gedanken, die einem Angst machen. Zum Beispiel, das eigene Kind fallen zu lassen oder jemanden mit einem Messer zu erstechen. Unabhängig von der Art des Zwangs, geht es aber immer darum, hundertprozentige Sicherheit zu erlangen und die zwanghaften Gedanken und Gefühle mit aller Kraft zu vermeiden. Das Problem dabei ist jedoch, dass absolute Sicherheit eine Illusion ist, da die Welt voller Ungewissheiten ist. Ebenso ist die absolute Kontrolle über Gedanken und Gefühle eine Illusion. Aber das ist genau das, was der Zwang erzwingen will - eine sofortige und vollständige Sicherheit und Kontrolle.

Take Home Messages

Zwänge sind sehr unterschiedlich. Von sichtbaren Zwängen (z.B. Hände waschen) bis mentalen (z.B. impulsive Gedanken).
Der Kampf gegen negative Gefühle und Anspannung durch Zwangshandlungen und Grübeleien hilft deinem Zwang, sich aufrechtzuerhalten.
Das Beste, was du gegen Zwänge tun kannst, ist eine auf Zwänge spezialisierte Psychotherapie, die auf verhaltenstherapeutischen Prinzipien aufgebaut ist.

Ist dir aufgefallen, dass du dieses Bedürfnis nach Sicherheit nur in Bezug auf Ihre Zwangsgedanken hast? Wenn du in ein Flugzeug steigst und nicht zufällig daneben auch eine Flugangst entwickelt hast, nimmst du das Risiko in Kauf, abzustürzen. Wenn du Fahrrad fährst, kannst du im Straßenverkehr vom Lkw überrollt werden. Obwohl der Straßenverkehr für den Menschen eines der gefährlichsten Dinge in der westlichen Welt ist, suchst du hier vermutlich nicht nach hundertprozentiger Sicherheit, oder? Bei deinem individuellen Zwangsthema aber schon. Ist das nicht paradox?

Der Kampf gegen negative Gefühle und Anspannung durch Zwangshandlungen und Grübeleien hilft deinem Zwang, sich aufrechtzuerhalten. Besonders wenn du krampfhaft versuchst, negative Gefühle loszuwerden, werden sie oft stärker. Du solltest akzeptieren, Gefühle nicht immer direkt beeinflussen zu können. Gefühle kommen und gehen, so wie Gedanken kommen und gehen. Das verlockende am “Kämpfen” gegen den Zwang ist, dass dieser Ansatz tatsächlich kurzfristig sogar hilfreich sein kann. Vorübergehend. Aber langfristig wird es nicht die Lösung für dein Problem sein.

Sicherlich hast du die Sinnlosigkeit des Teufelskreises bereits erkannt, aber es fällt dir schwer, eine Lösung zu finden. Wenn das so ist, frage dich jetzt: Was ist nun der richtige Therapie Ansatz, um die Zwangsstörung zu lindern oder ganz zu heilen? Eines ist sicher: Mit Nachdenken wirst du nicht weit kommen. Das Beste, was du gegen Zwänge tun kannst, ist eine auf Zwänge spezialisierte Psychotherapie, die auf verhaltenstherapeutischen Prinzipien aufgebaut ist. Die stärkste Waffe gegen Zwänge ist die RMR: Die Reizkonfrontation mit Reaktionsverhinderung. Was es damit auf sich hat, erklären wir in einem anderen Beitrag.

Fazit: Das Bedürfnis nach absoluter Sicherheit ist wirklich ein zentrales Problem bei Zwangspatienten. Aber absolute Sicherheit ist eine Illusion, diese solltest du anerkennen. Der erste Schritt in der Therapie, ist, dir klar zu machen, dass du nicht alles kontrollieren musst, weder deine absurden Gedanken noch deine Gefühle.

Autor: Dr. Ulrich Weber

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